Grussbotschaft an der Herbstkonferenz von BPW
Liebe BPW-Frauen, liebe Gäste
Es ist mir eine spezielle grosse Freude als Gemeinderätin und als Mitglied von BPW heute im Namen der Thuner Regierung zu Ihnen sprechen zu dürfen.
Und ich verspreche Ihnen: Meine Grussbotschaft wird nicht episch lang, Meine Rede dauert rund 7 Minuten und 12 Sekunden.
Das ist nämlich genau so lange, wie eine Frau im Schnitt länger arbeiten muss, wenn ein Mann für eine Stunde bezahlt wird.
Er bekommt nach 60 Minuten seinen Lohn – sie arbeitet noch rund sieben Minuten weiter bis es soweit ist.
Doch das ist ein anderes Thema – oder vielleicht genau das richtige.
Denn bis Gleichstellung selbstverständlich ist, braucht es Engagement. So wie es BPW beispielsweise am Equal Pay Day zeigt.
Doch nun will ich als Gemeinderätin meiner Rolle gerecht werden – der Grussbotschafterin meiner Heimatstadt.
Wer am heutigen Programm teilgenommen hat, hat bereits erlebt, was Thun so besonders macht.
Unsere Stadt hat Ihnen ihre schönsten Seiten gezeigt – beim Rundgang durch die Altstadt, entlang der Aare, mit Blick auf Schloss und Berge, beim Besuch des bezaubernden Schaudaparks mit dem Thun-Panorama und Schloss - was für Juwelen!
Ich hoffe Sie konnten einen Eindruck davon bekommen, wieso unser Slogan heisst «Thun- nur bleiben ist schöner»!
Unsere Stadt, lebendig, charmant und so herzlich, wie wir es auf unseren SoMe-Kanälen versprechen.Und heute Abend erwartet Sie noch ein Highlight, der Thuner Wasserzauber – ein mit Musik untermaltes Lichtspektakel, in Thun erfunden, und zwischenzeitlich ein Exportschlager auch in andere Städte.
Thun ist nicht nur schön, Thun ist lebendig, kreativ – und manchmal auch ein bisschen überraschend. Genau wie die Frauen, die hier wirken.
Und damit bin ich schon mitten im Thema: bei den Berufsfrauen, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen – mit wirtschaftlicher Sicherheit, Unabhängigkeit und einem starken Beziehungsnetz, lokal wie international.
An diesem Ziel arbeiten die vielzähligen BPW Clubs seit Jahrzehnten.
Der Thuner Club nun seit 75 Jahren – herzliche Gratulation zum Jubiläum an dieser Stelle und «merci viumau» für euer Engagement!
Und wie erwähnt stehe heute nicht nur als Grussbotschafterin hier, sondern auch als Mitglied von BPW.
Kennengelernt habe ich BPW in meiner Zeit in der kantonalen Fachstelle für Gleichstellung, wo ich mit Elisabeth Bosshard zusammenarbeitete.
Wir setzten uns gemeinsam für unsere Anliegen ein – und es ist heute noch nötig!
Zwischenzeitlich bin ich selbst Mitglied geworden. Auslöser war eine Einladung von BPW Thun mit Gästen aus Luzern – und ich durfte eine Begrüssung machen.
Als ich in die Runde blickte, wurde mir klar: Hier ist ein Netzwerk von Frauen, das mir im Berufsalltag so nicht begegnet.
Und ich dachte: Hier liegt noch grosses Potenzial! Denn Frauen sollten dort präsent sein, wo die Rahmenbedingungen für unseren Alltag gestaltet werden – in der Politik!
Auch wenn wohl gerade jetzt einige denken: «ach, das ist nichts für mich».
Geschätzte Frauen - das Leben ist Politik!
Wenn wir nicht mitmachen - ob passiv mit wählen und abstimmen oder aktiv - wird mit uns gemacht!
Dieses Bewusstsein treibt mich auch in meiner Tätigkeit als Vorsteherin der Direktion Finanzen, Ressourcen und Umwelt an.
Als Personaldirektorin der Stadt Thun mit rund 900 Mitarbeitenden bin ich stolz, dass wir den Stundenlohn des Reinigungspersonals zeitgerecht anpassten oder als zweite Stadt der Schweiz den vorgeburtlichen Mutterschaftsurlaub eingeführt haben – etwas, das in unseren Nachbarländern längst selbstverständlich ist.
Mir ist die Unterstützung von Frauen ein echtes Anliegen, weil ich überzeugt bin: Gleichstellung ist nötig, weil sie für eine gerechtere Gesellschaft sorgt.
Und damit wieder zurück zur Stadt Thun, wo Gleichstellung auch gelebt wird.
Drei von fünf Mitgliedern im Gemeinderat sind Frauen – und das hat Wirkung.
Zum Beispiel beim Café Thunerhof. Früher Selbstbedienung, heute ein gemütlicher Gastronomiebetrieb.
Warum? Weil drei Gemeinderätinnen fanden: „So geht das nicht – wir wollen mehr Atmosphäre, mehr Qualität!“ Gesagt, getan – ganz ohne aufwändigen Gemeinderatsbeschluss. Weil wir es können!
Oder die Thuner Fasnacht: Ein Anlass, an dem alle Gemeinderatsmitglieder erwartet werden. Bemerkung: Nicht mal der Ausschiesset vom Fulehung bekommt diese Wertschätzung!
Traditionell trugen die Herren Gemeinderäte beim Eröffnungsakt der Fasnacht, bei der «Ichüblete» einen hohen Zylinder mit Thun-Logo.
Wir drei Frauen fanden das – sagen wir – nicht ganz so vorteilhaft und haben uns kurzerhand Piratinnenhüte besorgt!
Sie stehen uns nicht nur besser, sie passen auch besser zu unserem Stil: mutig, direkt und ein bisschen rebellisch.
Natürlich sind das kleine Dinge und ich kann Ihnen versichern, wir entscheiden über strategisch bedeutendere Geschäfte.
Doch genau diese andere Perspektiven und der persönliche Erfahrungsschatz als Frau sorgen für die nötigen Veränderungen und zeigen, wie wichtig der soziale Faktor, das Denken für die ganze Gesellschaft ist.
Mich persönlich erfüllen diese Momente – wenn Politik nicht nur Verwaltung ist, sondern auch Haltung.
Die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden, braucht Mut und Ausdauer.
In diesem Sinne: Danke für Ihr Engagement, Ihre Energie – und Ihre Hartnäckigkeit.
Denn Gleichstellung ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
Und ich bin froh, dass wir gemeinsam unterwegs sind.
Herzlichen Dank – und einen inspirierenden Abend!